Dienstag, September 19, 2006

Angelica Kauffmann und die Männer

Angelica Catherina Maria Anna Kauffmann (1741-1807) kam als 22-jährige, ursprünglich aus Schwarzenberg in Vorarlberg, nach Italien, um für den Zürcher Johann Caspar Füssli ein Portrait von Johann Winckelmann anzufertigen. Auf dem Weg nach Rom traf sie in Florenz Benjamin West. Laut Charles Willson Peale, der später eine seiner Töchter nach ihr benannte, soll sie ein Auge auf West geworfen haben, der ihr aber widerstand. Leicht ist es ihm aber wohl nichtgefallen, denn Winckelmann beschrieb sie als eine einzigartige Frau und einige Künstler verliebte sich in die von John Thomas Smith als „kokett“ beschriebene jung Dame: „She was ridiculously fond of displaying her person, and being admired.”


Benjamin West: Angelica Kauffmann

Benjamin West: Angelica Kauffmann

Dem englische Maler Nathaniel Dance soll sie sogar die Ehe versprochen haben, als sie Italien verließ. Aber sie ließ ihn sitzen („shut her door against him“, Joseph Farington), wohl weil sie in London den gut situierten Single Joshua Reynolds kennerlernte, den sie ihrem Vater gegenüber als „one of my kindest friends“ bezeichnet.
Reynolds ließ sich von ihr malen und hielt um ihre Hand an; doch sie lehnte seinen Antrag ab.
Anderen Berichten zufolge hatte Reynolds keine Absichten sie zu ehelichen und so entschloss sich Angelica Kauffmann schließlich den reichen und jungen „Grafen Frederick de Horn von Schweden“ zu heiraten, der sich allerdings bald als Heiratsschwindler herausstellte. Er hatte es nur auf ihre ihr Vermögen abgesehen, das sie mit vielen Aufträgen zusammengetragen hatte.

Nathaniel Dance: Der schwerhörige Reynolds und Kauffmann
Nathaniel Dance: Der schwerhörige Reynolds und Kauffmann

Im Jahr 1781 heiratete sie auf Wunsch ihres Vaters den 15 Jahre älteren venezianischen Maler Francesco Zucchi. Schon am nächsten Tag verließen sie London, um nach Venedig zu dessen Familie zu reisen. Seit 1782 wohnten sie in Rom in der Via Sistina 72, den ehemaligen Haus von Mengs, das zu einem gesellschaftlichen Mittelpunkt für Künstler und Gelehrte wie Winckelmann, Herder oder Goethe wurde. Letzterer schrieb nach seiner Abreise: „Sie [ist] vielleicht die kultivierteste Frau in Europa.“

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