Florenz und Bagdad. Eine westöstliche Geschichte des Blicks
Wie und was wir sehen, ist in hohem Grade von der Kultur geprägt, in der wir leben. Eine Geschichte des Bildes ist daher unvollständig ohne eine Kulturgeschichte des Blicks. Hans Belting vergleicht in seinem neuen Buch den Blick der westlichen Welt, der im Florenz der Renaissance geboren wurde und völlig neuartige Bilder hervorbrachte, mit dem der islamischen Welt. Innerhalb dieser spielte Bagdad als kulturelles Zentrum auch für die Kunst des Westens eine entscheidende, bisher jedoch kaum bekannte Rolle.
Der perspektivische Blick war eine der aufsehenerregendsten Entdeckungen der Renaissance und bewirkte den größten Einschnitt in der Geschichte der westlichen Kunst. Das perspektivische Bild ist heute allgegenwärtig und wird in die ganze Welt exportiert. Seine Dominanz läßt jedoch vergessen, daß es keineswegs unser natürliches Sehen abbildet. Die islamische Welt kennt einen gänzlich anderen Blick, den ihre Kunst widerspiegelt: einen überpersönlichen Blick, der nicht an einen bestimmten Standpunkt in der Welt gebunden ist.
Belting beleuchtet hier auch das Bilderverbot des Islam, denn es tabuisiert schon das bloße Ansehen von Bildern. Aus diesen Voraussetzungen erschließt er die Kunst des Islam, ihre Buchmalerei, ihre Ornamentik und die Rolle der Kalligraphie, auf überraschende und fesselnde Weise neu. Die Erfindung der Perspektive im Westen verdankt sich allerdings einer Entdeckung, die man in der arabischen Welt schon Jahrhunderte vor der Renaissance gemacht hatte: Inmitten einer bilderlosen Kultur entwickelte der Mathematiker Alhazen eine optische Theorie, die die Voraussetzungen für die westliche Perspektivmalerei schuf.
Wieso die islamische Kunst aus dieser Entdeckung andere Konsequenzen zog als der Westen, erklärt Belting aus ihren religiösen, kulturellen und wissenschaftlichen Kontexten. Sein Buch bietet einen souveränen Vergleich zwischen der arabischen und der westlichen Kultur, der uns auch die Augen neu öffnet für die Bilder, von denen wir seit Beginn der Neuzeit umgeben sind.
Dienstag, Januar 22, 2008
Donnerstag, Januar 03, 2008
Matthias Grünewald in Karlsruhe
Matthias Grünewald (1475/80–1528) widmet die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe derzeit eine Große Landesausstellung. Werke aus eigenem Bestand und internationale Leihgaben werden die expressive Qualität und Strahlkraft seiner Malerei eindrücklich vor Augen führen. Einen neuen Blick auf Grünewald ermöglicht die Zusammenschau mit Arbeiten zeitgenössischer Künstler, die wie er in einer bahnbrechenden Erneuerung der Kunst um 1500 die „Schönheit starker Leidenschaften“ anstrebten.
Die Ausstellung entstand in enger Kooperation mit dem Musée d'Unterlinden in Colmar, das zeitgleich die Ausstellung "Grünewald. Blicke auf ein Meisterwerk" zeigt. Infos zu beiden Ausstellungen unter
www.matthias-gruenewald.com
Die Ausstellung entstand in enger Kooperation mit dem Musée d'Unterlinden in Colmar, das zeitgleich die Ausstellung "Grünewald. Blicke auf ein Meisterwerk" zeigt. Infos zu beiden Ausstellungen unter
www.matthias-gruenewald.com
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